Presseschelte ist immer eine delikate Angelegenheit. Schreibt die Presse wohlwollend –und sei der Artikel auch noch so tendenziös oder unsinnig- so ist der Künstler zufrieden und heftet den Sermon gerne in seine Bewerbungsmappe. Schreibt derselbe Redakteur dann später mal einen Verriss, so wehklagt der Künstler über das gemeine Geschmier. Presseschelte sagt insofern über den Scheltenden meist mehr bedenkliches aus als im gescholtenen Artikel eigentlich stand. Der kluge Bühnenschaffende hält sich hier also besser bedeckt.

Es ist demnach auch ausdrücklich keine Presseschelte, wenn ich feststelle, was die Spatzen schon lange von den Dächern pfeifen, nämlich daß im Bereich der Printmedien heute ein hoher Kostendruck herrscht, der oft dazu führt, daß eine redaktionelle Arbeit im eigentlichen Sinne nicht mehr stattfindet. Der eine schreibt vom anderen oder aus dem Netz oder aus der Vorankündigung ab und manches mal wurde ich vom örtlichen Medienvertreter gebeten im Vorfeld der Veranstaltung mir die Kritik selber zu schreiben. Dann kommt dann höchstens noch ein Fotograph zur Lesung, oft aber nicht mal mehr der, denn Bilder liefert ja im Zweifel auch der Veranstalter.

Ich könnte jetzt hier also eine Menge Zeitungsartikel veröffentlichen, die mehr oder minder alle das gleiche sagen, weswegen ich das natürlich nicht tue. Statt dessen beschränke ich mich auf zwei Artikel, die die freundlichen Redakteurinnen in guter journalistischer Tradition offenkundig selber verfasst haben. Dazu noch ein kleines Radiointerview, das soll in Sachen Presseschau an dieser Stelle reichen.

Interview mit Radio Bonn / Rhein-Sieg

Foto: LoCom Media